Nagelstudio Shutdown – wie war's? Exklusiv Interview mit Expertin Steffi
Am 21. März 2020 war es soweit – die Friseure und Nagelstudios mussten im Zuge der weltweiten Coronakrise bis auf Weiteres schließen. Die Anordnung kam von der Bundesregierung, um die Bürger vor einer schnellen Ausbreitung des Virus zu schützen. Während die Friseurbetriebe zum 4. Mai 2020 unter strengen Auflagen wieder öffnen dürfen, müssen die Nagelstudios vorerst geschlossen bleiben. Eingeschränkte Dienstleistungen, aber auch wie viele Leute zugleich in den Salon dürfen und wie sich Kunden sowie Angestellte schützen sollten, wird dabei von Bund und Ländern beschlossen.
Interview mit Nageldesignerin Stefanie zum Nagelstudio Shutdown
Wir haben mit unserer Nageldesignerin Stefanie gesprochen, um zu erfahren, welche Schwierigkeiten und Möglichkeiten die Zeit ohne Arbeit für sie mit sich bringt. Finanzielle Probleme, Aufreger und Pläne zur Wiedereröffnung – wir bieten dir einen Einblick in den Shutdown aus Sicht unserer Nageldesignerin Stefanie.
Wie war die Zeit ohne Arbeit?
Nageldesignerin Stefanie: Auf jeden Fall komisch, man hat zwar Zeit für viele Dinge, die einem sonst fehlt, doch das Bauchgefühl war seltsam, weil man nicht weiß was kommt. Es war also kein Urlaubsgefühl, sondern innerlich ganz schöner Druck – so eine Situation gab es ja noch nicht. Wenn man Urlaub hat, kann man vorher und hinterher alles planen und vorbereiten, doch in diesem Fall war das nicht möglich.
Für was hast du Zeit gefunden während des Corona Shutdowns?
Nageldesignerin Stefanie: Ich hab endlich mal Zeit auf dem Sofa zu liegen – das mache ich sonst so gut wie nie! Aber ich nutze die Zeit vor allem zum Aussortieren, Aufräumen, Putzen und Reparieren. Es ist gut, etwas Zeit für mich zu haben – im normalen Arbeitsalltag kommt das häufig zu kurz.
Was vermisst du am meisten von der Arbeit?
Nageldesignerin Stefanie: Meine Kolleginnen und die Gespräche mit den Kundinnen fehlten mir sehr. Während der Arbeit ist mir gar nicht aufgefallen, wie sehr ich mich an die tägliche Kommunikation gewöhnt hatte. Unter meinen Kolleginnen ebenso wie unter den Stammkundinnen habe ich einige wirklich gute Freundinnen gefunden, mit denen ich nun nur über WhatsApp oder Telefon kommunizieren kann.
Was lief anders als erwartet?
Nageldesignerin Stefanie: Die Routine und der Tagesablauf fehlten mir, weil ich die Struktur im Alltag durch das Arbeiten mag. Ich hatte wirklich daran zu knabbern – sonst wünscht man sich mehr Urlaub und mehr Freizeit, aber nun, da die Struktur fehlt, hängt man irgendwie in der Luft.
Hattest du Kontakt zu Kundinnen?
Nageldesignerin Stefanie: Ein paar Kundinnen schrieben mir sehr nett. Bis jetzt ist der Ton meistens sehr freundlich, alle fragen nach aktuellen Informationen, sind aber im Allgemeinen verständnisvoll – es liegt ja nicht in unserer Hand, wie es weitergeht, denn diese Entscheidung kommt von oben und wurde nicht von uns selbst getroffen. Nur wenige Kundinnen sind sauer, dass ihre Nägel nicht gemacht werden konnten und geben uns die Schuld dafür. Unsere lieben Stammkundinnen fragen jedoch immer auch nach unserem Befinden und vermissen ihre Nagelpflegerin auch wirklich persönlich. Alle haben darauf gehofft, dass das Studio bald wieder öffnen kann – manchmal bekomme ich zudem Bilder vom aktuellen Nagelzustand, um Tipps und Hilfen zu geben.
Was sind die 3 größten Probleme während der Schließung für dich in Bezug auf das Nagelstudio?
Nageldesignerin Stefanie: Für mich sind folgende drei Dinge die größten Probleme in dieser Zeit:
Aktuelle Informationen an die Kundinnen bringen – viele dachten beispielsweise, wir dürfen zeitgleich mit den Friseuren wieder öffnen, doch das ist leider nicht der Fall. Das mussten wir über soziale Netzwerke, Aushänge und Anrufbeantworter besprechen kommunizieren.
Die Hilflosigkeit – viele Kundinnen sind sehr verzweifelt, sie tragen Kunstnägel, da sie schwierige Naturnägel haben und als Nageldesignerin weiß man um die Probleme der Kundinnen und darf in dieser Zeit nicht helfen.
Als besonders belastend empfinde ich die finanzielle Situation – das nimmt uns alle mit, auch unsere Kundinnen leiden finanziell unter Kurzarbeit etc. Niemand weiß also, ob sie nach dem Shut down wiederkommen können.
Was tust du bei finanziellen Problemen?
Nageldesignerin Stefanie: Wirklich gute Lösungen habe ich bis jetzt nicht gefunden - man kann den Dispo erweitern, sich Geld leihen, Kredite beantragen oder einen Nebenjob, der in der aktuellen Situation noch möglich ist, ausführen. Bedenken muss man jedoch, dass man Kredite zurückzahlen muss – das kann in meinen Augen durchaus die Existenz gefährden.
Was sind deine größten Aufreger in dieser Zeit?
Nageldesignerin Stefanie: Am meisten ärgert mich, dass wir als Nagelstudio per offiziellen Beschluss geschlossen wurden und dann keine weiteren Infos erhalten. Ich finde es auch gemein, dass wir als Nageldesignerinnen kaum Erwähnung finden in den Aussagen der Bundesregierung – es kommt mir vor als wären wir vergessen. Dabei ist das Nageldesign ein großer Teil des Beauty-Sektors und wir haben natürlich, wie alle anderen auch, hohe Kosten für Produkte, Studio und Personal. Es ist schon verletzend zu sehen, dass das niemanden interessiert und es nicht mal ansatzweise erwähnt wird oder sich jemand die Mühe macht konkret mit uns zu kommunizieren.
Gibt es schon Pläne für die Eröffnung?
Nageldesignerin Stefanie: Wir müssen die Termine abklären und unsere Kundinnen alle anrufen, sobald wir wissen, wie es weitergeht und wann wir wieder öffnen können. Das Konzept unseres Nagelstudios müssen wir für die Eröffnung wegen Corona anpassen: Ist Schichtarbeit nötig? Welche Angebote dürfen wir wegen Corona nicht anbieten? Gibt es erweiterte Hygienevorschriften? Müssen wir auch am Wochenende arbeiten? All diese Fragen können wir im Moment leider noch nicht beantworten.